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Geschichte der Feuerwehr Belsen

Einrichtungen, die aus der Not geboren wurden, können zumeist auf lange Beständigkeit verweisen. Dies trifft im besonderen auf das Feuerlöschwesen zu. Schon früh erkannte der Mensch, dass er den Elementen Feuer und Wasser nur mit vereinter Kraft sich zu widersetzen und so das Schlimmste von Leib und Leben abzuwenden vermochte. Freilich war dem damaligen Bemühen, schon vom technischen Stande her, Beschränkung auferlegt. Aber vielleicht war es gerade diese oft empfundene Ohnmacht, die die Menschen mit jedem Unglück aufs neue festigte und verband, um aus jedem Ringen mit dem übermächtigen Geschick als bewährte Gemeinschaft hervorzugehen.

Auch in Belsen darf die Existenz einer, wenn auch unorganisierten, Feuerlöschtruppe schon lange vor dem Gründungsdatum der heutigen Feuerwehr angenommen werden. Die erste Erwähnung geht auf 1813 zurück. Darin heißt es "dass hier Orts eine Feuerspriz angeschaft wurde, weil aber für dieselbe kein aufbewahrungs Ort vorhanden war, so wurde im Flecken herum gebotten, wer diese am wohlfailsten aufbewahren wolle, es zeigten sich aber nur 2 Liebhaber". Also musste das Los entscheiden, welches auf Georg Haap fiel. Diese Maßnahme war notwendig, da das später als Feuerwehrmagazin genutzte Gemeindehaus erst 1829 erbaut wurde. Martin Haap und Matthäus Rath, Schmied, waren samt einer kleinen Mannschaft als "Spritzenmeister" zur Bedienung dieses Geräts vom Gemeinderat bestimmt. Die gesamten, der Brandbekämpfung dienenden Gerätschaften wie Feuereitern, Feuerhaken und -eimer waren ab 1829 im neuen Rathaus (heute Haus Sulger) untergebracht.

Schon 1827 wurde eine oberamtliche Feuer-Polizei-Ordnung publiziert, die in 72 Paragraphen eine nach damaligem Status solide Brandbekämpfung zur Grundlage hatte. Spritzenmeister mit der dazugehörenden Mannschaft haben sogleich mit der Spritze dem Brandplatz zuzueilen. Jeder Bürger und Einwohner, besonders die erwachsenen Ledigen, Gesellen und Knechte haben unter Strafe die Pflicht, sich mit einem Feuereimer zu versehen, diesen schnellstens zu füllen und damit auf den Brandplatz zu eilen. Feuerreiter trugen die Nachricht über Feld, um Hilfe anzufordern. Dabei hatte nach § 15 besagter Ordnung jeder so schnell zu reiten, dass er in einer halben Stunde eine Stunde Wegs zurücklegt. Den Weibern fiel im Winter die Aufgabe zu, heißes Wasser zu bereiten, um die Spritze vor dem Einfrieren zu bewahren. Ferner war es Pflicht jeden Hausbesitzers, auf die Straßenseite eine brennende Laterne zu hängen, um nachts "die Löschanstalten zu erleichtern". Nach § 13 und 14 wird das Aufbewahren von genügend Wasser auf dem Dachboden befohlen. Auf dem Kirchturm hat, im Falle eines Blitzschlags, ein gefüllter Wasserzuber zu stehen.

Jeder neue Bürger hat beim Eintritt in die Volljährigkeit zur Anschaffung eines Feuer-Eimers den bestimmten Betrag an die Gemeindepflege zu entrichten, welche sodann die Anschaffung besorgt. Bloße Zuschauer, wessen Standes sie auch seien, sollen am Brandherd nicht geduldet werden, sondern jeder ist zu einer Arbeit heranzuziehen. Dieses 1827 paraphierte Werk schloss keinen aus. Jeder ward in die Pflicht genommen, durch spontane Hilfeleistung am Geschick des anderen mitzutragen.

Bereits am 8. Februar 1867 verabschiedeten Gemeinderat und Bürgerausschuss eine auf die lokalen Verhältnisse zugeschnittene Ergänzungsordnung. Vor dem Hintergrund sich häufender Brandunglücke suchte man in der Bekämpfung nach effektvollen Maßnahmen. Ein inzwischen erfolgter Zuwachs an jungen Bürgern war Anlass zu einer gezielten Strukturänderung. Die Belsener Löschmannschaft erfuhr eine Neueinteilung in vier Rotten zu je sechs Mann. Jeder Rotte erhielt zwei Feuerreiter. Für die Bergung und Rettung von Mobiliar waren zusätzlich vier Gruppen mit je drei Mann abkommandiert, welche an festgelegten Plätzen zugleich die Wache zu stellen hatten. Zwei Helfer waren ständig für den Fall eines Rathausbrandes reserviert, um in solcher Situation das dortige Inventar zu sichern. Die Stärke der damaligen Wehr betrug somit 38 Mann.

Allzulange schien diese Neuformierung nicht Bestand zu haben, denn schon mit Datum vom 7. Juni 1885 erkannte man es auf Landesebene als dringlich, eine überarbeitete Feuerlöschordnung unters Volk zu bringen. Diese sah, an den lokalen Bedürfnissen orientiert, eine völlige Reorganisation der bisherigen Wehr vor. Unter dem Beisein von Bezirksfeuerlöschinspektor Luhser entsprach der Gesamtgemeinderat Mössingen - Belsen am 13. Januar 1888 dem obrigkeitlichen Ansinnen und konzipierte eine Neuaufstellung. Die bisherigen vier Rotten wurden in sieben Züge umformiert.

Belsen indes kam zu einer zweiten Spritze, die eine schlagkräftige Bedienung samt Ablösemannschaft verlangte. Um dem funktionalen Aspekt gerecht zu werden, wurde Belsens Wehr auf 130 Mann erhöht. Die Bedienungsmannschaft der 1. Spritze samt Ablösung wurde von Freiwilligen gestellt. Man sprach hinfort von einer gemischten Feuerwehr. Bemerkenswert war ebenso die Bildung eines Feuerlöschverbandes mit Mössingen. Die Teilgemeinde Belsen ging bislang für sich und wurde erst 1842 auf kirchlicher Ebene von der Muttergemeinde getrennt. Politisch jedoch lagen andere Verhältnisse vor. Ohne Zweifel profitierte Belsen von den umfangreichen Neuanschaffungen, die im Rahmen dieser Kooperation Beschluss fanden. Zum andern erreichte der Teilort 1888 mit 1023 Einwohnern eine Größenordnung, die aufgrund Landesbeschluss zu einer entsprechenden Feuerwehr-Ausstattung berechtigte.

1888 war für Belsen ein historisch denkwürdiges Jahr, von dem es noch heute zehrt. Es galt das einer grundlegenden Umstrukturierung des Feuerschutzes dienende Rahmenwerk mit Tat und Leben zu füllen. Der immer wieder schwelenden Unzufriedenheit musste ein anderer Geist entgegen gehalten werden. Gemeinderatsnotizen von 1869 und 1872 berichten wiederholt von inneren Querelen. Ein Sinneswandel schien dringend, um dem angeschlagenen Feuerlöschwesen neue Impulse zu geben.

Die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Belsen schlug am 1. März 1888. Dem Aufruf des damals 29-jährigen Johannes Schlegel folgte eine stattliche Anzahl junger Männer, die bereit waren, sich in selbstloser Weise dem Brandschutz zur Verfügung zu stellen. Eine neue Begeisterung glomm auf. Schlegel, als Gründer sogleich zum Kommandant gewählt, besaß ohne Zweifel Ansehen und verfügte über die in damaliger Situation gefragten Führungseigenschaften. Zwanzig lange Jahre, nämlich bis 1908, stand er Seiner Gründung vor. Zur legendären Gestalt geworden, kannte man ihn als "Feuerwehrhauptmann" bis an sein Lebensende. Aus der Feuerwehr hervor ging auf im selben Jahr der "Liederkranz Belsen". Johannes Schlegel ebenso sangesbegeistert, scharte im Herbst zwanzig Freunde um sich, die unter der Stabführung von Lehrer Kemmerle den Grundstein einer über 100-jährigen Sängertradition in Belsen legten.

Der Anfangsbestand der Freiwilligen Feuerwehr Belsen wies folgende Gerätschaften auf: 1 vierräderige, zweistrahlige Saugfeuerspritze, 1 ältere vierräderige einstrahlige Feuerspritze ohne Saugvorrichtung (sogenannte Stoßspritze), 1 Handspritze, neu, 6 Druckschläuche 7,20 m lang, zusammen 43,20 m Schläuche, 3 Anstell-Leitern, 2 Feuerhaken und 50 lederne Feuereimer.

Diese Geräte entsprachen der bisherigen Bestückung. Die beschlossenen Neuanschaffungen kamen, nicht zuletzt wegen der angespannten Finanzlage, erst lange später zum Tragen. Eine in Aussicht gestellte fahrbare Leiter musste, so dringlich sie war, noch viele Jahre auf der Warteliste verharren. Erst 1914 durfte die Wehr eine auf zweiräderigem Fahrgestell montierte Magirus -Leiter ihr eigen nennen. An diesem Umstand konnte auch die am 15. März verabschiedete Lokalfeuerlöschordnung von 1893 nichts ändern. Dem fast extremen Kanzleibemühen war leider nur wenig an realem Nutzen entgegenzusetzen.

Leider sind über den Zeitraum zwischen der Gründung und dem zweiten Weltkrieg nur spärliche Informationen vorhanden. Auf Schrift- und Kassenführung wurde offenbar kein Wert gelegt, letztere schien ohnehin entbehrlich. Anhand von gemeinderätlichen Sitzungsprotokollen, Augenzeugen und Zeitungsberichten ist jedoch eine nahezu lückenlose Rekonstruktion der Feuerwehrgeschichte von 1888 bis 1949 möglich. Von 1949 bis heute liegt eine geschlossene Chronik vor.

Im August 1904 wurden der Wehr im Rahmen einer Neuanschaffung 60 m Schläuche, 12 Schlauchbinden und 1 Karabinerhaken zugebilligt. Aus dem Fond der Feuerwehrabgabe, welche mit sechs und vier Mark zweistufige Anwendung fand, konnte doch zuweilen eine Verbesserung der Ausrüstung getätigt werden. 1908 übernahm Schreinermeister Martin Flammer die Führung der Wehr, welcher sie im Kriegsjahr 1914, vermutlich wegen Einberufung, seinem Schwager Michael Schäfer, Fronmeister, übergab. Zu seinem Stellvertreter wurde Georg Müller, Kaufmann, bestimmt. Das Jahr 1922 brachte durch die Inbetriebnahme der Wasserleitung einen wesentlichen löschtechnischen Fortschritt. Zunehmende berufliche Belastung war wohl der Grund, warum noch im gleichen Jahr Michael Schäfer um Ablösung durch Georg Müller bat. Ein Schlauchtransportwagen durfte im April 1930 willkommen geheißen werden. Ebenfalls 1930 rückte Georg Volkammer zum Kommandanten auf. Um bei der Anschaffung neuer Uniformröcke die damit verbundene Belastung in Grenzen zu halten, wurde 1932 bis auf weiteres Belsen seine Feuerwehrabgabe überlassen.

1933 zog ins Land. Die Etablierung des unter Hitler aufstrebenden Dritten Reiches zeigte auch hier reaktionäre Folgen. Die politische Expansion schien die Mannschaft in zwei Lager zu spalten. Ein oberamtliches Schreiben vom 17. März 1933 verfügte die Auflösung der Wehr, da ihre politische Zusammensetzung unter Berücksichtigung des innenministeriellen Erlasses vom 14. März 1933 zum Schutz von Volk und Staat nicht mehr geduldet werden könne. Das Anwaltsamt wurde um baldigste Neubildung einer Feuerwehr ersucht. Georg Volkammer, Teilnehmer am Generalstreik vom 31. Januar 1933 und erklärter Hitlergegner, musste das Amt des Wehrführers an Albert Flammer, Schreinermeister, abgeben. Im Mai 1935 wurde hinter dem Gerätemagazin ein Masten zur Schlauchtrocknung errichtet. In selbiger Zeit klagte das Bürgermeisteramt, wonach hier nicht genug Leute für die Feuerwehr zu bekommen seien. Eine spontane Erhöhung der Feuerwehrabgabe für Belsen war die Folge. Ja, am 9. Januar 1936 war sogar von einer Opposition die Rede, welche in Belsen gegen die Feuerwehr bestünde. Die Erhöhung der Abgabe wurde darum vorerst beibehalten. 1937 trat Belsen einen Schlauchwagen an Sebastiansweiler ab und bekam dafür einen neuen zugesprochen.

Albert Flammer, ein Feuerwehrführer nach germanischem Leitbild, brachte neuen Schwung. 1935 formierten sich Trommler und Pfeifer zu einem Spielmannszug, der nach jedem Ausrücken mit schmissigem Spiel der heimkehrenden Mannschaft voranschritt. Wahrlich, eine schneidige Truppe, mit blitzenden Helmen und militärischer Formation. An der Spitze, mit weißem Helmbusch gekrönt, der Hauptmann. Nicht minder geschmückt sein Vize. Das Outfit verlangte nach Repräsentation. Dieses Schauspiel ließ nicht nur Knabenherzen höher schlagen. Ehrwürdigkeit und Disziplin waren gegenwärtig und ein Hauch von nationalem Flair bestimmte die Szene.

Bald schon nach Ausbruch des 2. Weltkriegs, nämlich im April 1940, wurde Flammer wie sein Stellvertreter Wilhelm Müller zu den Waffen gerufen. Die Gewähr für einen zuverlässigen Brandschutz war in Kürze nicht mehr gegeben, da über 80% der Feuerwehrleute eingezogen wurden. Johannes Schlegel, gleichnamiger Sohn des Gründers der Wehr, sprang in die Bresche und sammelte altgediente Männer um sich. Zum Glück blieb Belsen von Heimsuchungen feindlicher Flugzeuge weitgehendst verschont. Auch geschah in jenen Jahren kein nennenswerter Brandfall. Leider musste Schlegel schon nach kurzer Zeit ersetzt werden. Im Sommer 1940 sah er sich gezwungen, die Milchsammelstelle Belsen zu übernehmen, da Karl Speidel, der bis dahin diensttuende Molker, zum Wehrdienst einberufen wurde. In dankenswerter Weise stellte sich Georg Vogt, Maurer, augenblicklich zur Verfügung und blieb seiner Aufgabe bis über das Kriegsende hinaus treu. Da es an männlichen Kräften mangelte, brachte Vogt damals noch einer Reihe feuerwehrwilliger Mädchen die wichtigsten Handgriffe der Brandbekämpfung bei.

Nach Kriegsende belegte die franz. Militärregierung zunächst alle Männerversammlungen mit strengem Verbot. Ebenso bestand eine abendliche Ausgangsbefristung. 1946, wohl in Erkenntnis der Dringlichkeit, genehmigte sie für Belsen eine Feuerlöschtruppe von 15 Mann. Bürgermeister Rühle bat etliche bereits zurückgekehrte Kriegsteilnehmer, vorerst freiwilligen Dienst zu leisten, bis dass sich wieder alles normalisiert habe. Gotthilf Geiger, Zimmermann, wurde an Georg Vogts Stelle zum ersten Nachkriegs-Kommandanten berufen. Nach und nach stabilisierten sich die Reihen wieder durch jüngere Kräfte. Otto Nädele, der "Lange", löste im September 1948 Gotthilf Geiger ab. Stellvertreter Nädeles wurde erneut Karl Müller aus der Zieglerstraße, welcher dieses Amt schon unter Geiger innehatte. 1953 bereits zeigte Otto Nädele Amtsmüdigkeit und mit ihm schied auch sein Vize aus der Wehr aus. Ernst Buck übernahm das Steuer der Feuerwehr Belsen, zu seinem Vertreter wurde Helmut Felger gewählt, der diese Aufgabe bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1969 behielt. Ernst Buck erwies sich als gute Wahl und führte die Truppe 25 Jahre lang. 1978 schied er nach 40 Dienstjahren aus.

Die Stadt Mössingen ehrte Ernst Buck durch Beschluss vom 16. Januar 1978 für sein beispielhaftes Engagement mit der Verleihung der Bürgermedaille. Mit ihm trat der längstgedienteste Kommandant der Belsener Feuerwehrgeschichte von der Bühne ab. Sieben Jahre dieser Zeit, nämlich von 1969 - 1976, teilte Albert Mößner mit ihm als sein Stellvertreter. Bucks Abgang indes rief mit Flaschnermeister Paul Schnitzer einen nicht minder qualifizierten Feuerwehrführer auf den Plan.

Schon 1951 setzte die Modernisierung ein erstes Zeichen. Mössingen gab seine auf einem luftbereiften Zweiradgestell montierte TS 8 an Belsen ab. Es war ein mühsames Gefährt, das Ströme von Schweiß kostete und unter der trefflichen Bezeichnung "Schäferkarren" alsbald Popularität erlangte. Ein unvergessliches Ereignis war dagegen, als Belsen im Februar 1961 unter Geleit von Gemeindekämmerer Richard Hahn bei Ziegler in Giengen / Brenz seinen neuen Ford-Kombi 1250 abholen durfte. Das Fahrzeug war mit einer TS 8 bestückt und bot neben der kompletten Ausrüstung noch Platz für die Bedienungsmannschaft. Das Bewusstsein, motorisiert zu sein, etwas Fahrbares zu haben, ließ uns im Triumphzug gen Belsen wallen - nicht ohne uns zuvor noch für das von Ziegler spendierte Essen poetisch in dessen Gästebuch zu bedanken. Lange war dieses Fahrzeug Belsens Stolz. 1973 traten TÜV-Probleme auf und es wurde aus dem Verkehr gezogen. Die dazugehörende TS 8 zählt noch heute zur Ausstattung der Wehr. Bereits 1968 kam eine neue TS 8 mit luftgekühltem VW-Motor als Verstärkung hinzu, welche ob ihrer Zuverlässigkeit noch immer Verwendung findet.

Mössingen trat am 5. Juli 1973 sein in gutem Zustand befindliches LF 8 an Belsen ab. Das aus dem Baujahr 1965 stammende Löschfahrzeug brachte eine wesentliche Erhöhung des Leistungsvermögens. Das ursprünglich Belsen zuerkannte LF 16 hätte hier keine optimale Auslastung, weshalb man einer zentralen Stationierung den Vorzug gab. Das LF 8 befand sich bis 1996 in Betrieb. Die Suche nach einer Unterbringung des Fahrzeugs leitete ein umfangreiches bauliches Unterfangen ein, welches nicht nur eine zufriedene Lösung des Garagenproblems brachte, sondern darüber hinaus der Feuerwehr eine praxisbezogene Heimstatt schuf. In dem der Stadt eigenen ehemaligen Farrenstall in der Geißhäuserstraße wurde unter viel Idealismus ein Gerätemagazin mit Fahrzeugunterkunft erstellt. Dessen nicht genug einigten sich Stadtverwaltung und Feuerwehrausschuss auf einen möglichen Ausbau der vorhandenen Räumlichkeit. Das Vorhaben fand alsbaldige Umsetzung. Konzipiert wurden Küche, Büro, WC und ein angemessener Aufenthaltsraum. Im November 1979 krempelte man die Ärmel hoch, um den Plänen von Stadtbaumeister Fritz Sauer Gestalt zu geben. Unter der vorbildlichen Initiative von Kommandant Paul Schnitzer, sowie des von 1976 bis 1988 als Stellvertreter dienenden Helmut Schelling, schufen die Belsener Wehrleute in 1517 Stunden Eigenleistung ein Werk, das hohe Anerkennung verdient. Im Mai 1981 wurde das Haus zunächst den Vertretern der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür erfolgte sodann am Sonntag, dem 31. Mai 1981 unter reger Anteilnahme der Bevölkerung die offizielle Inbetriebnahme. Ein nach Maß und Ausgestaltung gelungener Aufenthaltsraum ermöglicht fortan Lehr- und Übungsveranstaltungen, wie auch gesellige Treffs, die bislang mangels Lokalität kaum durchgeführt werden konnten.

Einen weiteren Schritt in Richtung Leistungskapazität unternahm die Wehr 1990 mit dem Kauf eines gebrauchten Kleinbusses vom Typ Mercedes 207 D. In zahlreichen freiwilligen Arbeitsstunden unter dem fachmännischen Rat von Günther Schanz wurde das Fahrzeug zu einem Mannschafts- und Transportwagen umgerüstet. Dieser MTW ent spricht nicht nur den geforderten feuerwehrtechnischen Richtlinien, mit ihm wurde zugleich die schon lange anstehende Problematik der Mannschaftsbeförderung bestens gelöst. Seit dem 24. März 1990 fügt sich das frischlackierte Fahrzeug auch optisch angenehm in den vorhandenen Fuhrpark ein. Einen Teil des nicht geringen Aufwands bestritt die Wehr aus ihrer eigenen Kasse. Ebenfalls in freiwilliger Arbeit wurde zur Unterbringung des Wagens ein im Hinterhof des Feuerwehrmagazins befindlicher Schuppen abgeteilt und zur massiven Garage ausgebaut. Die Wehr ließ es sich nicht nehmen, die 10. Wiederkehr der Einweihung ihres Gerätehauses im Jahr 1991 gebührend zu feiern.

Schon immer wurde großer Wert auf innere Festigung und ein kameradschaftliches Klima gelegt. Die Schriftführer seit 1949 Karl Schauber, Karl Rath, Karl Schaal und Günther Schanz, wissen hierüber mannigfach zu berichten. Ausflüge, Wanderungen, Familienabende, Geburtstagsfeiern, wie auch sportliche Veranstaltungen, boten farbige Geselligkeit. Selbstverständlich war es allezeit, einen Kameraden zum Traualtar zu begleiten oder den letzten Weg mit ihm zu gehen. Wiederholt auch übernahm man schon einen Hausabbruch. Man sprang hilfsbereit bei Festen anderer Vereine ein, oder war mit den Sammelbüchsen des Roten Kreuzes unterwegs. Verbundenheit zu den Nachbarwehren war den Belsemern stets angelegen. Regelmäßig wurden deren Veranstaltungen besucht und Gegenbesuche zur Kenntnis genommen. Mit der Frankreichfahrt zu den Feuerwehrkameraden nach Beaugency vom 1. - 4. Juni 1972, deren Gegenbesuch erfolgte im Mai 1978, wurden freundschaftliche Akzente über die Landesgrenzen hinaus gesetzt. Seit Juli 1990 verbindet die Wehr ebenso ein sehr gutes Verhältnis zu den Freunden des Mössinger Partnerschafts-Kantons St. Julien en Genevois, welche sich bereits 1991 mit einem Gegenbesuch revanchierten.

Auch die Teilnahme an den im Turnus von 10 Jahren stattfindenden Bundesfeuerwehrtagen 1970 in Münster/Westfalen, sowie 1980 und 1990 jeweils in Hannover, war immer sehr erlebnisreich und zugleich von hohem Orientierungswerk. Ein besonderes, in der Wehrgeschichte wohl einmaliges Ereignis war der Katastropheneinsatz im August 1975 in der Lüneburger Heide, an welchem sich mit den Mössinger Kameraden auch Helmut Reeß beteiligte.

Die regelmäßige Teilnahme an Lehrgängen der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal, sowie an den Leistungswettbewerben der Kreisfeuerwehrtage garantieren ein zuverlässiges Ausbildungsniveau. Bereits mehrmals wurden die Bedingungen für die Leistungsstufen in Bronze, Silber und Gold erfüllt. Diverse, fachbezogene Vorträge tragen zur Erweiterung des theoretischen Wissens bei. Die "Abteilung Belsen", wie seit der Stadterhebung Mössingens 1974 die offizielle Bezeichnung der Truppe lautet, führt in der Regel einmal im Monat und über das Jahr verteilt zusätzlich eine Waldbrand-, Haupt- und Alarmübung durch. Gemeinschaftsübungen mit den anderen Abteilungen, insonderheit mit der "Abteilung Kernstadt", tragen zu einem kontinuierlichen Leistungsstandard bei. Vor allem führen sie in die örtlichen Gegebenheiten ein.

Im Jahr 1996 konnte das "alte" LF 8, welches die Abteilung Belsen 1973 von der Abteilung Mitte erhielt, durch ein neues LF 8/6 ersetzt werden.

2001 ersetzte ein, in Eigenleistung umgerüsteter Ford Transit, den MTW aus dem Jahr 1990.

Paul Schnitzer übergab die Führung 1992 an Otto Mang, welcher bereits seit 1988 sein Stellvertreter war und somit wertvolle Erfahrung einbringen konnte.
Paul Schnitzer wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. Vizekommandant von 1992 - 2002 war Ewald Kleinert. An dessen Stelle trat 2002 Thomas Schlegel.

Heute zählt die Abteilung Belsen 24 aktive Feuerwehrangehörige und 10 Ehrenmitglieder.

Belsener Brandfälle seit 1879

1879: Vom 17. auf den 18. August brannten zwei Wohnhäuser, eine Scheune und ein Wagenschuppen ab. Ein Haus gehörte Alt Balthas Gauger, Gemeinderat "Schulzabältesle" genannt, das andere Georg Müller "Student", heute Mössinger Straße 26. Eine 55-jährige Witwe kam dabei ums Leben.

1891: In der Nacht zum 10. Februar brannte es bei Samuel Rapp. Die zu Hilfe geeilte Mössinger Wehr brauchte nicht mehr einzugreifen.

1908: An einem Markttag wurden die beiden Anwesen Löckle und Schaal ein Raub der Flammen. Die uralten Häuser waren fast zusammengebaut und somit nicht mehr zu retten. Mössinger Straße 29.

1909: Wohnhaus und Scheuer des Konrad Buck beim Rathaus brannten am 11. November vollständig ab. Brandstiftung wurde vermutet. An selber Stelle entstand ein neues Gebäude (Försterhaus) heute Post und Feuerwehrmagazin. 1910: Nicht mehr einzudämmen war das Feuer in des alten Siegels Haus, an dessen Stelle der Schwiegersohn Karl Buck im Jahr darauf neu baute (1991 abgebrochen) Mössinger Straße 17.

1916: Drei Häuser auf einmal wurden am 10. Oktober ein Opfer der Flammen, nämlich die von Bernhard Wagner, Molker und den Witfrauen von Elias und Konrad Baur. Zündelnde Kinder haben den Brand verursacht. Heute Karl Wagner, Brühlstraße 20.

1918: Im Luppach hat am 28. Juni ein Großbrand die Gebäude von Adam König, Bauer, sowie Michael Steinhilber, Schmied und Georg Götz, Bauer, aufgrund zündelnder Kinder eingeäschert. Die zu Hilfe gerufene Tübinger Motorspritze konnte wenig mehr ausrichten.

1922: ist das direkt am Buchbach stehende Gehöft des Bauern Joh. Martin Gauger abgebrannt. Als "Brandplatz" wurde der heute Max Speidel eigene Platz ein dörflicher Begriff.

1930: Von Flammen verwüstet wurde das Anwesen des Jakob Buck, Schuhmacher, im oberen Dorf, so dass es abgerissen werden musste. Ein Neubau entstand an gleicher Stelle. Heute Ernst Buck, Barbelsenstraße 65.

1933: Am 6. Juli brannten die zusammengebauten Ökonomieanwesen von Michael Baur und Johannes Schlegel (Feuerwehrhauptmann) bis auf die Grundmauern nieder. Mit dem Baur`schen Hause verlor Belsen nicht nur sein ältestes Schulhaus, sondern auch ein Fachwerkgebäude von hohem historischen Wert. Heute Berta Baur und Luise Schweiker, Hebamme.

1934: Die erst 16 Jahre zuvor nach einem Brand erbaute Großscheuer von Barbara König, Witwe im Luppach, stand am 11. September in Flammen. Das Wohnhaus konnte gerettet werden. Wiederum waren zündelnde Kinder die Urheber.

1949: brannte bei der Turnhalle eine Wohnbaracke ab, bei der es nichts mehr zu bergen gab. Angrenzende Schuppen wurden verschont.

1951: Man schrieb den 6. Februar, ein bitterkalter Tag, als bei Fritz Kütterer, Barbelsenstraße 24, Feuer ausbrach, das dank schnellem Eingreifen gelöscht werden konnte. Besonderer Schutz galt dem angebauten Nachbarhaus von Ernst Wagner.

1960: In den Abendstunden des 9. Oktober vernichtete ein Feuer die erntevolle Scheuer von Emil Diether in Sebastiansweiler. Das Wohnhaus mit der Gastwirtschaft "Grüne Au" wurden gerettet.

1964: Bei einem Brand am Abend des 12. Juni im Hause von Johannes Trautmann wurde durch besonnenes Handeln ein Ausdehnen und dadurch eine mögliche Katastrophe in dem verbauten Winkel abgewendet.

1965: Im Lagerschuppen der Volksbank wurde ein Torfbrand gelöscht.

1969: Am 15. Juli brannten Scheune und Dachstuhl des Wohnteils bei Ezechiel Wagner in der Bernhard-Schlegel-Straße 20. Der Schaden war beträchtlich. An selber Stelle steht heute ein zeitgemäßes Zweifamilienhaus mit Remise.

1977: Sonntagnachmittags am 11. September brannte der Dachstuhl bei Marie Hartmaier, Öhrnbachstraße 4, fast vollständig aus.

1980: Zu einem selteneren Brand wurde die Wehr am 7. Juni gerufen. Infolge eines implodierenden Fernsehers entstand ein Zimmerbrand mit begrenztem Schaden.

1986: Am 21. Dezember stand in der Waldstraße 3, ehemals Haus Brielmann, ein landwirtschaftlicher Anbau in Flammen, welcher, da es Nacht war, zunächst Schlimmes befürchten ließ. Infolge raschem Eingreifen konnte der Brandherd lokalisiert und das übrige Gebäude vor Schaden bewahrt werden.

1991: In den frühen Morgenstunden des 24. Januar brach in der Scheune von Maria Müller in der Weinbergstraße 6 Feuer aus, wobei auch das Wohnhaus schwersten Schaden nahm und später abgebrochen werden musste. Das Vieh konnte gerettet werden. Das nahe Nachbaranwesen blieb aufgrund gezielten Brandschutzes unversehrt.

25. Mai 1990: (Himmelfahrt) Hochwasser des Geiß- und Buchbaches bei der Volksbank in der Bernhard-Schlegel-Straße. Das Wasser fließt ca. 40cm hoch entlang der Bernhard-Schlegel-Straße.

1991: brannte es in der Weinbergstraße - ein landwirtschaftliches Anwesen wurde schwer beschädigt und musste später abgerissen werden. Der vorbildliche Einsatz der Feuerwehrmänner, bei der Rettung des Viehs, verdient hohes Lob.

02. April 1993: Brand eines Schafstalls, bei dem 75 Mutterschafe, 6 Böcke und ca. 90 Lämmer verbrannten. Das Feuer ist auf Brandstiftung zurückzuführen, wobei der Brandstifter nie ermittelt werden konnte.

19. Mai 1994: Hochwasser im Bereich der Austraße.

21. Juni 1996: Hochwasser - Nach starkem Regen (ca. 50l pro Std.) Überschwemmungen in Belsen mit über 30 Einsatzstellen.

26. August 1995: Brand eines landwirtschaftlichen Anwesen in der Bernhard-Schlegel-Straße (Scheune und Dachstuhl). Auch hier war die Brandursache Brandstiftung, wobei hier der Brandstifter ermittelt werden konnte.

18. März 1996: Dachstuhlbrand in der Bernhard-Schlegel-Straße. Entstanden ist das Feuer durch eine Verpuffung eines Ölofen. Dies war der 1. Einsatz des damals neuen LF8/6 der Abt. Belsen.

27. Oktober 1996: Feuer im Blockhaus des Obst- und Gartenbauvereins auf dem "Alten Morgen". Trotz dem schnellen Einsatz der Tanklöschfahrzeuge der Abteilung Mitte, Abteilung Öschingen und der Feuerwehr Ofterdingen wurde das Blockhaus völlig zerstört und musste anschließend abgerissen werden. Wiederum war die Brandursache Brandstiftung. Auch hier konnte der Täter ermittelt werden.

Außer diesen innerörtlichen Bränden war die Wehr bei etlichen Großbränden in Mössingen eingesetzt, wie in umgekehrter Weise die Mössinger Kameraden allezeit in Belsen gute Hilfe leisteten. Nicht selten auch galt es Wald- und Flächenbrände zu bekämpfen. Sorge machen die immer wiederkehrenden Über- schwemmungen, wie sie nach extremen Niederschlägen zumeist an den Bach- einläufen zutage treten. An folgenden Tagen hat die Wehr größere Einsätze wegen Hochwasser notiert:
08. Juni 1951
28. Mai 1960
20. August 1966
07. Juli 1971
15. August 1972
23. Juli 1975
25. Juli 1982
02. Juli 1987